Stand 06.01.2023
Trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen sind die Kaufpreise für augenoptische Geschäfte weiterhin auf gutem bis sehr gutem Niveau. Ein immer weiter steigendes Angebot an Geschäften, die zum Verkauf stehen, trifft dabei auf eine stabile, in Teilsegementen aber auch sinkende Nachfrage. Die unsichere Markt- und Konjunkturlage kann für eine Eintrübung sorgen. Ausgemacht ist dies aber nicht!
Die AOS Unternehmensberatung GmbH aus Dortmund, die durch viele Unternehmensbewertungen sowie durch die Vermittlung und Betreuung von Geschäftsverkäufen bzw. Nachfolgeregelungen in der Augenoptik einen umfassenden Branchenüberblick hat, gibt auf Basis ihrer jährlichen Analyse einen Ausblick.
Das Interesse an augenoptischen Geschäften ist im vergangenen Jahr weitestgehend stabil geblieben. Die Tatsache, dass sich traditionelle augenoptische Fachgeschäfte auch im letzten Jahr im Großen und Ganzen wirtschaftlich gut gehalten haben, gibt vielen Käufern trotz eines schlechten letzten Quartals weiterhin die Zuversicht zu investieren.
Wer plant, sein Geschäft aus Alters- oder anderen Gründen in neue Hände zu geben, hat weiter in vielen Fällen Grund zum Optimismus – aber eben nur in vielen Fällen, nicht in allen. Wer ein Geschäft übernehmen möchte, hat gerade heute sehr gute Karten.
Bei größeren (ab ca. 800T Euro Netto-Jahresumsatz) inhabergeführten Geschäften ist das Interesse von Kaufwilligen ungebrochen. Hier sind fast ausnahmslos Käufer unterwegs, die bereits Geschäfte haben und expandieren wollen. Bei diesen Geschäften sind die Preise weiter auf gutem bis sehr gutem Niveau. Die Nachfrage übersteigt das Angebot zum Teil deutlich. Trotzdem wird auch hier nicht „blind“ gekauft, sondern individuell die Qualität des Objekts geprüft.
Bei mittelgroßen (400T bis 800T Euro Netto-Jahresumsatz) Geschäften kommen neben den oben genannten Investoren Existenzgründer als potenzielle Käufer hinzu. Auch hier ist die Nachfrage gut.
Bei den schon seit längerem schwieriger zu verkaufenden Geschäften (250T bis 400T Euro Netto-Jahresumsatz) zeichnet sich ein weiterer Rückgang der Nachfrage ab. Diese Geschäfte stehen häufig alleine im Fokus von Existenzgründern.
Geschäfte mit einem Umsatz, der noch darunterliegt, finden immer häufiger überhaupt keinen Käufer. Der Umsatz, bei dem ein Verkauf so gut wie unmöglich ist, hat sich auch im letzten Jahr weiter nach oben entwickelt. Somit bleiben auch Schließungen von Geschäften ein Thema. Aber auch hier lässt sich mit einer guten Planung eines Räumungsverkaufs, verbunden mit einer Übergabe von Kundendaten sowie Verkauf von Maschinen und Geräten ein ordentlicher Überschuss erzielen. Auch diese Vorhaben sollten unter Begleitung eines fachkundigen Beraters durchgeführt werden, denn hier lauern mehrere Fallstricke, die zu beachten sind.
Gründer zeigen sich aktuell eher vorsichtig. Die Unsicherheit, wie sich die Konjunktur, die Konsumneigung der Verbraucher, die Inflationsraten und weitere Parameter entwickeln, lassen viele ihre Gründungsüberlegungen verschieben. Insgesamt geht die Anzahl der Gründer auch weiterhin zurück.
Leicht bessere Karten hat der Betriebsinhaber, der einen übernahmewilligen Mitarbeiter oder Nachfolger in der Familie hat. Die größere Nähe der Akteure zueinander birgt aber Gefahren, sodass dieser Übergabeprozess optimal geplant und moderiert werden muss.
Auffallend ist, dass die Mobilität der Investoren insgesamt deutlich rückläufig ist. Die meisten Käufer suchen Geschäfte, die sie von ihrem bisherigen Lebensmittelpunkt gut erreichen können. Das Risiko eines Umzugs gehen Gründer zurzeit kaum noch ein.
Dazu kommt, dass für viele Gründer die Work-Life-Balance an Bedeutung gewonnen hat. So werden aktiv Geschäfte mit ausreichend Mitarbeitern in einer gewissen Größe gesucht, da dies mehr Freiraum bietet.
Unternehmen mit einer ausgeprägten Spezialisierung, z.B. auf optometrische Dienstleistungen oder Kontaktlinsen, sind weiterhin schwer zu veräußern, da diese Fachgeschäfte häufig eine überdurchschnittlich hohe Bindung an den Inhaber aufweisen. Und gerade diese Prägung stellt ein Risiko für einen Erwerber dar. Dazu kommt, dass der Käufer ein spezielles Know-how mitbringen muss. Bei diesen Geschäften ist es noch wichtiger, dass Verkäufer und Käufer gut zueinander passen, da eine intensive Begleitung des Verkäufers nach der Übergabe von noch höherer Bedeutung ist.
Die größte Hürde bei einer Betriebsübergabe ist immer noch das Personal. Gerade für Käufer, die bereits Geschäfte haben und expandieren, wird die Wiederbesetzung der Stelle des alten Inhabers immer mehr zu einer Herausforderung.
Dazu kommt ein neues Thema. Dies ist das im letzten Jahr schnell und deutlich gestiegene Zinsniveau. Obwohl dieses bei langfristiger Betrachtung immer noch moderat ist, haben sich die Zinsen im letzten Jahr etwa verdoppelt. Dies gilt auch, wenn öffentlich geförderte Programme in Anspruch genommen werden. Dazu kommt, dass Banken wieder vorsichtiger werden.
Neben dem klassischen Gründer sind weiterhin Investoren am Markt tätig. Diese haben von einigen wenigen bis zu vielen hunderten Geschäften. Dazu treten weiter Käufer auf den Plan, die ihr Kapital aus Private-Equity-Fonds oder von anderen Geldgebern haben.
Die Bandbreite am Markt erzielter Verkaufspreise lag über alle Größenklassen und Regionen im Jahr 2022 zwischen 17% und bis über 100% eines Jahresumsatzes inkl. eines üblichen Warenbestands.
Bei den ganz großen Geschäften stellt das einen Höchststand dar. Bei kleinere Geschäften war dieser Wert noch nie so gering. Wer jetzt denkt, der Umsatz allein würde automatisch für Höchstpreise sorgen, wird enttäuscht. Hier gibt es unter anderem regionale Unterschiede. Aber auch eine Reihe weiterer Aspekte spielt eine wichtige Rolle. So hängen wichtige Einflussfaktoren wie Rechtsform, Lage, Inhaberabhängigkeit und Personalsituation, Mietvertrag, Stückzahlen, Durchschnittspreis, Qualität und Wert der Aktiva, die Strukturdaten des Ortes, der Investitionsbedarf, die Wettbewerbssituation, weitere Sortimente, wie z.B. Hörakustik oder Uhren/Schmuck sowie viele andere Rahmenbedingungen gar nicht oder nur bedingt vom Umsatz oder Gewinn ab, sind aber auf jeden Fall preisrelevant. Und nicht zuletzt bestimmen am Ende Angebot und Nachfrage den Preis der Geschäfte.
Um schwerwiegende und teure Fehler bei einer Übernahme oder Übergabe zu vermeiden, ist eine professionelle und branchenerfahrene Beratung notwendig. Insbesondere sollte die Beratung vom Erstgespräch bis zum Kaufvertrag aus einer Hand sein, um die Abstimmungen in diesem komplexen Prozess zu erleichtern. Fehler in den einzelnen Phasen der Übergabe können für den Käufer und Verkäufer schwerwiegende und teure Folgen haben. Und gerade bei den Verhandlungen mit erfahrenen Käufern kann es hilfreich sein, einen Experten an seiner Seite zu haben.
Und letztendlich geht es bei diesem Thema nicht nur um Zahlen, Daten und Fakten, sondern um Lebensentscheidungen mit einer dementsprechend hohen emotionalen Komponente. Das bedeutet, dass die Menschen nie aus dem Blick geraten sollten.
Die AOS Unternehmensberatung begleitet Übergabe- und Übernameprozesse mit der langjährigen Erfahrung, den notwendigen Branchenkenntnissen, den Netzwerken und dem Feingefühl, das notwendig ist. Ob Filialist mit Expansionsüberlegungen oder Existenzgründer auf der einen Seite oder Nachfolgeregelungen in der Familie, an Mitarbeiter oder fremde Dritte – die AOS ist der richtige Ansprechpartner.
Anfragen unter Tel: 0231 5522130, E-Mail:info@aos-beratung.de.
Autoren: Stefan Herburg, Diplom-Volkswirt und Ingo Kemmer, Diplom-Kaufmann / AOS Unternehmensberatung GmbH