Nachfrage und Kaufpreise von Augenoptikbetrieben 2021

Stand 07.03.2022

Überblick über die Marktsituation 2021/22

Stefan Herburg, Diplom-Volkswirt, und Ingo Kemmer, Diplom-Kaufmann / AOS Unternehmensberatung GmbH, geben eine Einschätzung der Marktsituation des vergangenen Jahres. Wie hat sich die Pandemie auf die Kaufpreise und Nachfrage augenoptischer Fachgeschäfte ausgewirkt?

Herburg: Die Nachfrage nach augenoptischen Geschäften ist im vergangenen Jahr zumindest stabil geblieben, in manchen Teilsegmenten ist sie sogar gestiegen. Die Tatsache, dass sich traditionelle augenoptische Fachgeschäfte im ersten Jahr der Pandemie so gut behauptet haben, hat viele Gründer und Investoren auch im vergangenen Jahr zuversichtlich gestimmt, sodass weiterhin in augenoptische Fachgeschäfte investiert wurde. So hat die Branche hat zum wiederholten Male eindrucksvoll bewiesen, dass sie auch für schwierige Zeiten sehr gut gewappnet ist.

Bei sehr großen traditionellen Geschäften (ab ca. 800T Euro Netto-Jahresumsatz) ist das Interesse von Kaufwilligen ungebrochen. Hier sind fast ausnahmslos Käufer unterwegs, die bereits Geschäfte haben und expandieren wollen. Auch bei den großen Fachgeschäften (500T - 800T Euro Netto-Jahresumsatz) ist die Nachfrage gut, hier kommen Existenzgründer als Interessenten dazu.

Kemmer: Für kleinere Geschäfte unter 300T Euro netto wird eine Veräußerung zunehmen schwieriger. Die Käufer in diesem Segment sind fast ausnahmslos Existenzgründer. Für diese besteht die Alternative einer attraktiven Angestelltentätigkeit und eine breite Auswahl von Geschäften auch im Bereich oberhalb von 300T Euro Nettoumsatz. Diese etwas größeren Geschäfte bieten in vielen Fällen eine bessere Wirtschaftlichkeit, aber insbesondere auch eine höhere Lebensqualität.

Herburg: Die Zahl der Betriebe, für die sich auch nach längerer Suche kein Käufer findet, ist leider weiter gestiegen. Das geht einher mit einer Steigerung des durchschnittlichen Jahresnettoumsatzes, unter dem sich nur noch in Ausnahmefällen ein Käufer findet. Auch dieser steigt weiter an und liegt mittlerweile über 240T Euro netto.

Kemmer: Insgesamt nimmt bei leicht steigender Nachfrage aber auch das Angebot an Geschäften weiter deutlich zu. Hier ist spürbar, dass die gesamte Generation an Gründern und Übernehmern aus den 80ern und den frühen 90ern in der nächsten Zeit eine Nachfolgeregelung anstrebt.
Herburg: Die Bandbreite von Verkaufspreisen für reine augenoptische Fachgeschäfte ohne weitere Geschäftsbereiche wie Hörakustik oder Uhren/Schmuck lag über alle Größenklassen und Regionen im Jahr 2021 zwischen 15% und bis über 95% eines Jahresumsatzes inkl. eines üblichen Warenbestands. Die Spannbreiten über Regionen und verschiedene Größenklassen sowie Geschäftskonzepte sind hierbei aber erheblich. Zusatzsortimente wie Hörakustik oder Uhren/Schmuck können sich in dem Zusammenhang durch unterschiedliche Konstellationen sowohl preisfördernd als auch preismindernd auswirken.